Zeitreise Geschichte

 

Die älteste nachweisliche Stiftung der Vereinigten Kirchen- und Klosterkammer ist die Topfstedtsche Brotspende. Der wohlbesessene Erfurter Bürger Dietrich von Topfstedt machte sich am 03. April 1363 auf den Weg zum Martinskloster im Brühl. Er übereignete dem Kloster einen großen Weingarten und sein ganzes Gut im unweit gelegenen Schmira. Er tat dies "zu lobe Gottes und zu troste seiner Seele und der Seelen seiner Frau, seines Sohnes, seiner Voreltern und seiner Nachkommen". Die Zisterzienserinnen von St. Martini sagten zu, dass sie alle Tage des Wohltäters gebetsweise gedenken und einmal im Jahr, nach Michaelis, eine Messe für sein Seelenheil halten. Nach der Messe wurde den gläubigen Armen der Stadt eine Brotspende gereicht. Selbst nach Aufhebung des Klosters wurde die Seelenmesse weiter gehalten, 1873 wurde das Brot zum letzten Mal ausgeteilt. Von da an wurden Almosen vergeben, doch das Geld verlor seinen Wert. Einen Nachweis, ob sich noch Restbestände der Stiftung im Eigentum der VKK befinden, gibt es nicht. 

 

 

 

 

Mit dem Erlass vom 26. März 1947 wurden die in der Vereinigten Kirchen- und Klosterkammer aufgegangenen Einzelstiftungen und Fonds aufgehoben, das Vermögen im Wege der Gesamtrechtsnachfolge ging auf die Kammer über.

 

Nachfolgend einige der Vorläuferstiftungen und Fonds: 

 

 

Amplonianischer Stipendienfonds

Anno 1412: Stifter war der Rektor der Erfurter Universität, Dr. med. Amplonius Ratingk de Berka. Die Stiftung zielte auf ein mit einer Bibliothek ausgestattetes Kollegium - auch genannt Collegium Porta Coeli (Kollegium zur Himmelspforte) oder Collegium Amplonianum - welches wirtschaftlich unvermögenden Präbenden, vornehmlich aus der Stadt Rheinberg, die Möglichkeit bieten sollte, neben freier Wohnung und Kost das Studium bis zur Doktorpromotion durchzuführen. 1803 bestand das Stiftungsvermögen noch aus Häusern, Mobiliar, Bibliothek (heute wertvoller Bestand der Universitätsbibliothek Erfurt), einem Kapitalvermögen in Höhe von 10.300 Meißner Gulden, acht Ackern Weinberg und Artland. Heute befindet sich noch eine Streuparzelle in der Größe von 1.72.35 ha im Eigentum der VKK.

 

 

 

 

Bursa pauperum

Anno 1418: Der Kanonikus am Breslauer Dom, Nikolaus von Gleiwitz, stiftete 800 ungarische Gulden. Der Ertrag war für zwei Collegiaten aus Schlesien bestimmt, von denen einer mittellos sein musste. Im gleichen Jahr erwarb der Rat der Stadt aus dem Stiftungsvermögen das Haus am Kreuzsand Nr. 10 in Erfurt, 1458 kam das benachbarte Haus Nr. 9 hinzu. Die Armen- oder kleine Burse war dem Collegium maius angegliedert. Bis kurz vor dem Ende der alten Universität konnten hier junge Menschen studieren und den Grad eines Magister artium erlangen.

 

Collegium maius

Anno 1436: Ein Stipendienfonds der früheren Universität Erfurt. Vermutlich eine Stiftung der Stadt mit Präsentationsrecht für den Collegiaten. Der Stifterwille galt Stipendien und Beihilfen für Studierende, vornehmlich für Familienangehörige und Landsleute der Stifter. Nachdem dieser Fonds 1939 als leistungsunfähig (= weniger Ertrag als 300 RM jährlich) eingestuft wurde, sind die Restbestände in den Kirchen- und Schulfonds überführt worden. Anteile am Stiftungsvermögen sind heute nicht mehr vorhanden.

                                                                                                            

 

Friese´scher Fonds

Der ehemaliger Rektor, Magister und Baccalaureus utr (iusque) jur(is) (beider Rechte) der Erfurter Universität, Rudolphus de Suthwold, ein Friese, errichtete anno 1465 diesen Stipendienfonds. Die Höhe des Kapitals ist heute nicht mehr nachzuweisen. Zweck war die Unterstützung eines Studenten aus dem Freundeskreis des Stifters oder aus den Dörfern Runen und Sütfelt in Holland.

 

 

 

Cassel´scher Stipendienfonds

 

 

 

 

Die Testamentsexekutoren des Kanonikus von St. Severi, Werner Ertmar, haben laut Urkunde von Mittwoch nach Dionysii des Jahres 1499 diese Stiftung errichtet. Aus den Erträgen wurden zwei Stipendien für Studierende der Theologie - einer aus Cassel und einer aus Harmuthsachsen (bei Wald-Kappel) kommend - finanziert. 

 

 

Rost´scher Stipendienfonds

Die Testamentsexekutoren des Kanonikus bei St. Severi, Melchior Rost, haben laut Urkunde am Montag nach Lätare 1552 eine Stipendienstiftung in Höhe von 400 Gulden errichtet, welche in erster Linie den Familienangehörigen des Erblassers zugute kommen sollte.  

 

 

 

 

Hopf´scher Stipendienfonds

Am 22. Dezember anno 1572 errichtete der ehemalige Rektor der Universität, Henning Hopfe, Präpositus des Stiftes Beatae Mariae Virginis in Erfurt, durch sein Testament dieses Stipendium mit einem Kapital von 1.600 Gulden. Aus den Erträgen sollten zwei Stipendiaten, davon einer aus Erfurt, der andere aus Gandersheim, unterstützt werden.

 

 

 

 

 

 

Thilo v. Ziegler´scher Stipendienfonds                                                

Am 18. Dezember anno 1636 errichtete der Oberratsmeister Thilo von Ziegler dieses Stipendium für Angehörige aus dem Geschlecht der Ziegler. Aus den Einkünften sollten 2/3 an einen evangelischen Studenten der Rechtswissenschaften, 1/3 an einen Studenten der Theologie fallen. 

 

 

 

 

 

 

Der Griefstedter Stiftsfonds 

Der Fonds, früher Fonds der "teutschen Ordensgüter" genannt, ist begründet durch ein Reskript des Königs Friedrich August von Sachsen. Zu den in Besitz genommenen Ordensgütern gehören die zur vormaligen Balley Thüringen gehörigen vier Comthurhöfe Zwätzen, Lehesten, Liebstedt und Nägelstedt sowie der ehemalig von der Balley Hessen abhängig gewesene Comthurhof Griefstedt. Das Vermögen der 1809 aufgehobenen Deutsch-Ordens-Kommenden wurde vom Königreich Sachsen in Besitz genommen und aus ihnen 1811 Stiftungsfonds errichtet, deren Nutzungen der Unterstützung der Universitäten Wittenberg und Leipzig sowie der Landesschulen Grimma, Meißen und Pforta dienen sollten. Die Stiftungen unterstanden der gemeinsamen Aufsicht des Geheimen Finanzkollegiums und des Oberkonsistoriums in Dresden. Sie kamen 1815 gegen Verpflichtung zur Ausgleichszahlung von 160.000 Thalern (3/5 des Fonds für die Universität Leipzig und die Schulen in Meißen und Grimma) unter preußische Herrschaft. In den Jahren 1824-1835 erfolgte die Ablösung der Ansprüche der bei Sachsen verbliebenen Institute. Die Güter Zwätzen, Lehesten und Liebstedt wurden gegen Ausgleich von 92.710 Thlr. 21 Sgr. 8 Pf. an Sachsen-Weimar übertragen, die Verwaltung der beiden Stiftsgüter Griefstedt und Nägelstedt 1824 unter einem Rendanten vereint. Der Deutsch-Ordens-Fonds wurde seit 1933 vom Rentamt des Kirchen- und Schulfonds Erfurt, seit 1939 vom Staatlichen Kulturfonds verwaltet und ging 1947 in der VKK auf. Das Stiftungsgut Griefstedt fiel 1945 unter die Bodenreform (Quelle: Thüringisches Staatsarchiv Gotha). Nachweisbar sind regelmäßige Zahlungen an Kirchen und sozial Bedürftige im Patronatsbereich der Stiftsgüter. Satzungsgemäß wurden auch Mittel für die Unstrutregulierung ausgegeben.

 

Volksschullehrer-Unterstützungsfonds  

Stiftung mit Rechtspersönlichkeit für Stipendien an Lehrer.

 

 

 

 

 

Der vormals Sächsische Waisen-Unterstützungsfonds

Gegründet „in sächsischer Zeit“, bevor nach den napoleonischen Kriegen Preußen weite Teile Sachsens annektierte. Der Stifterwille sah vor, die Unterstützung „besonders hilfsbedürftiger Waisen“ aus den Kreisen Weißensee, Langensalza, Schleusingen und Ziegenrück durch Aufnahme in eine Waisenanstalt bzw. durch andere Maßnahmen der Erziehung und des Unterhalts. 1939 war der Fonds als leistungsunfähig aufgelöst und der Vermögensrest in den Kirchen- und Schulfonds überführt worden. Dieser bestand vor allem aus einer Streuparzelle von 1.54.40 ha mit einem Pachtzinseinkommen von 115 RM. Die Parzelle befindet sich heute noch im Eigentum der VKK. 

 

„Staatlicher Kulturfonds“, bestehend aus dem:

 

Exjesuitenfonds zu Erfurt

Der Exjesuitenfonds zu Erfurt wurde 1773 bei Aufhebung des Jesuiten-Ordens aus den Besitzungen des Erfurter Jesuiten-Kollegiums errichtet und zur Unterstützung des katholischen Kirchen- und Unterrichtswesens bestimmt. Er war zunächst einer besonderen Exjesuiten-Fonds-Commission zur Verwaltung übergeben. Unter der französischen Herrschaft Erfurts wurde der Fonds 1808 beschlagnahmt und zum Domänengut gezogen, aber bei Übernahme des Erfurter Gebiets durch Preußen in seiner alten Verfassung wieder hergestellt. Die Verwaltung führte ein Administrator (Rendant), seit etwa 1830 das Rentamt des Kirchen- und Schulfonds Erfurt. In dem Fonds war seit 1877 auch der Exjesuitenfonds zu Heiligenstadt aufgegangen. Das Fondsvermögen umfasste die Stiftsgüter Wilhelmsglücksbrunn bei Creuzburg an der Werra und Kinderode bei Nordhausen. Der Exjesuitenfonds ging 1939 im Staatlichen Kulturfonds Erfurt auf (Quelle: Thüringisches Staatsarchiv Gotha). Anteile am Stiftungsvermögen der VKK sind bis heute in beträchtlichem Maße vorhanden. Der Stifterwille zielte auf „Aufrechterhaltung und Verbreitung der Religion“ und auf Unterstützung armer Schullehrer und Schulkinder. Nachweisbar sind u.a. Leistungen für Geistliche und für kirchliche Gebäude, für die katholischen Gymnasien in Erfurt und Heiligenstadt und für das katholisch-konfessionelle Schulwesen überhaupt.

 

 

Erfurter Universitätsfonds

 

Er wurde 1816 als Folge der Universitätsauflösung gegründet. Stifter war König Friedrich-Wilhelm III. von Preußen. Der noch vorhandene Anteil am VKK-Stiftungsvermögen ist relativ gering. Der Stifterwille sah Mittel vor, die „für das Unterrichtswesen zur Hälfte der evangelischen und zur Hälfte der katholischen Konfession verwendet werden, und zwar der letzteren zufallenden Hälfte Großenteils zu Stipendien für junge Männer aus der Stadt Erfurt und dem Eichsfelde, welche auf einer katholischen oder gemischten Universität des Preußischen Staates Theologie studieren, dann aber auch für das katholische Schulwesen in Erfurt, die der ersteren zufallende Hälfte aber zur Verbesserung des evangelischen Schulwesens in Erfurt und zunächst des evangelischen Gymnasii daselbst“. Weitere Einkünfte sollten für die Unterhaltung der wissenschaftlichen Universitätssammlungen und -institute verwendet werden, die in Erfurt verblieben waren. Darüber hinaus waren die Erfurter Gymnasien beider Konfessionen zu bedenken. 

 

Kirchen- und Schulfonds

Er wurde 1818 begründet nach der Auflösung der Erfurter Klöster Schottenkloster, Augustinerkloster bei St. Wigberti, Neuwerkkloster, Martinskloster und Cyriakskloster. Stifter war König Friedrich-Wilhelm III. von Preußen. Der Anteil am VKK-Stiftungsvermögen ist erheblich, es handelt sich um den ertragreichsten Teil. Der Stifter bestimmte, dass nach Abzug der Kosten für die Versorgung bisheriger Pfründeninhaber und ähnlicher Abwicklungskosten der verbleibende Überschuss „mit einem Drittel zum Besten des evangelischen Schulwesens von Stadt und Land Erfurt und mit zwei Drittel für das katholische Schul- und Kirchenwesen der Lande Erfurt und Eichsfeld“ gewidmet wird. Beispiele für die Realisierung dieses Stifterwillens stellten Zuwendungen für das katholische Gymnasium in Heiligenstadt und für andere evangelische und katholische Bildungseinrichtungen dar.

 

Fonds des aufgehobenen Marienstifts zu Erfurt

Dieser Fonds wurde 1837 im Zusammenhang mit der Aufhebung des Marienstiftes gegründet. Stifter war Prinzregent Wilhelm von Preußen. Anteile am VKK-Vermögen sind noch vorhanden. Der Stifterwille sah vor, Bauzuschüsse für den Dom und Ausbildungsbeihilfen für katholische Schullehrer im preußischen Regierungsbezirk Erfurt auszugeben. Nachweisbar sind auch Fördermittel für den katholischen Gottesdienst in Schleusingen.

 

DEM WILLEN DER STIFTER FOLGEND – DER ZUKUNFT VERPFLICHTET

 

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